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Mitmischer 1703
      
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Verfasst: Mo 08.06.15 08:53
Hallo DF,
ich habe nach meinem Abitur die Studiengänge CES ( www.ces.rwth-aachen.de/) und Biotechnologie begonnen, die inhaltlich nicht schlecht waren, mir aber aus verschiedenen Gründen nicht zugesagt haben. Einer dieser Gründe ist die Frage, wie der spätere Beruf damit einmal aussieht.
Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren als sowieso schon, will ich zum nächsten Wintersemester "das Richtige" studieren und mich hier nach den Perspektiven eines Informatik- bzw. E-Technik-Studiums erkundigen.
Damit meine ich nicht, wie schwierig es ist, Arbeit zu finden (da halte ich beide Studiengänge für gut), sondern, was man bei seiner Arbeit eigentlich tut.
Wie sieht euer Arbeitsalltag aus? Woran arbeitet ihr? Habt ihr Spaß an euer Arbeit und warum bzw. warum nicht? Inwiefern geht ihr in eurer Arbeit auf? Was gibt euch eure Arbeit zurück - nehmt ihr nur das Geld, die guten Arbeitszeiten, Sicherheit oder hat die Arbeit einen tieferen Sinn für euch?
Eigentlich wäre es ziemlich naheliegend gewesen, nach dem Abitur Informatik zu studieren - immerhin programmiere ich schon eine Weile und hatte auch an den Aufgaben für den BWINF Spaß. Meine Sorgen beim Informatikstudium sind:
1. Später in der Softwareentwicklung zu landen. Das ist absolut nicht meins! Wenn ich für mich privat programmiere, ist das ok. Aber meine aktuelle Hiwi-Stelle, bei der ich viel programmieren muss, sagt mir überhaupt nicht zu, weil es zum einen eine sehr friemelige Arbeit ist (viel Debugging, Bibliotheken zusammensuchen, mit CMake schimpfen) und ich andererseits nicht das Gefühl habe, mit meiner Arbeit viel zu bewegen - ich tippe etwas ein, kompiliere es und irgendetwas huscht über den Bildschirm. Das ist irgendwie nicht sehr erfüllend. Wenn ich einen Algorithmus entwickle, ist das schon irgendwie cool - aber das ändert nichts an dem Gefühl, so wenig zu bewegen.
2. Irgendwie hat die Informatik für mich ein bisschen was vom Elfenbeinturm - ich habe nicht wirklich eine Vorstellung, was man mit Informatik macht. Zumindest die theoretische Informatik scheint nur für sich selbst da zu sein.
Ich bin allgemein ein vielfältig interessierter Mensch - meine LKs in der Schule waren Mathe und Bio und habe an beiden sehr viel Spaß gehabt. Obwohl ich mittlerweile akzeptiert habe, mich entweder für den Bereich Mathe/Info/Physik oder Bio/Medizin entscheiden zu müssen, wäre es trotzdem cool, beides vereinen zu können. Von daher kommt auch der Gedanke, E-Technik zu studieren - zumindest hier in Aachen ist die "biomedizinische Technik" eine Vertiefung der E-Technik. Seht ihr sowas auch für Informatik?
Vielleicht fehlt es mir auch einfach an Vorbildern - falls euer Lebenslauf ungewöhnlich ist, bin ich interessiert, ihn zu hören... bzw. zu lesen
Abschließend eine Frage speziell an Mathematiker: Wie ist der Lehrerberuf?
Entschuldigt bitte den wirren Schreibstil, aber ich habe einfach drauf los geschrieben - so beschönigt/verheimlicht man nichts 
_________________ Die Lösung ist nicht siebzehn.
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Nersgatt
      
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Verfasst: Mo 08.06.15 09:09
Ich finde es gut, dass Du Dir so viele Gedanken machst. Schließlich ist die Entscheidung doch sehr wichtig.
Damit Du meine Antwort einordnen kannst: ich bin kein "Studierter", ich habe technischer Assistent für Informatik gelernt und habe danach noch den Fachinformatiker Fachrichtung Anwendungsentwicklung hinterher geschoben. Mittlerweile kann ich 15 Jahre Berufserfahrung in der Softwareentwicklung vorweisen.
Daher werde ich in meiner Antwort vor allem auf deine erste Sorge eingehen: Zitat: | 1. Später in der Softwareentwicklung zu landen. Das ist absolut nicht meins! |
Softwareentwicklung ist weit mehr als Kompilieren und CMake zu beschimpfen. Aber dabei kommt es stark auf die Arbeitsstelle an, die man hat. Da muss man ggf. etwas suchen, bis man den richtigen Arbeitgeber gefunden hat.
Bei mir beinhaltet die Softwareentwicklung zum Beispiel zu ganz großen Teilen auch, Arbeitsprozesse bei meinem Arbeitgeber zu analysieren, versuchen diese Prozesse zu optimieren und die optimierten Prozesse schließlich in eine Software abzubilden. Das ganze im Team. Das macht mir riesig Spaß. Vor allem der Umgang mit den Kollegen (sowohl die Programmiererkollegen, als auch die User, die dann hinterher so arbeiten sollen). Das macht die Arbeit deutlich vielschichtiger, als "Kompilieren und mit CMake schimpfen". Die Programmierung ist dann nur noch Routinearbeit, aber die hast Du in jedem Beruf.
Dass man da als Berufseinsteiger nicht gleich die Aufgabe bekommt, den ganzen Geschäftsablauf umzustricken ist aber auch klar. Man muss halt klein anfangen.
Du wirst Deine eigenen Stärken und Interessen finden müssen. "Informatik" (so allgemein ausgedrückt) ist ein sehr weites Feld. Vielleicht willst Du in Richtung der Hardwareentwicklung gehen? Oder die Hardwarenahe Programmierung? Wobei beides sich gern vermischt.
Versuch doch vielleicht Praktika aufzutun, um Deine Richtung zu finden.
_________________ Gruß, Jens
Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du. (Mahatma Gandhi)
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Lemmy
      
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Verfasst: Mo 08.06.15 10:53
Hi,
1996 habe ich mein Studium mit der Fachrichtung "Vermessung und Geoinformatik" begonnen. Nach 2-3 Semestern habe ich gemerkt, dass ich später nicht wirklich die typischen Tätigkeiten eines Vermessungsingenieurs machen will (wohlgemerkt: Ich habe vor dem Studium eine Ausbildung als Vermessungstechniker gemacht - wusste also schon auf was ich mich da einlasse). Die immer größer werdenden Möglichkeiten in der IT zogen mich einfach auf die Schiene.
Auch ein Wechsel der Fachrichtung hin zur Mathematik habe ich in meine Planung einbezogen - es aber am Ende bleiben lassen. Auch weil ich mich im Themenbereich Geoinformatik sehr wohl gefühlt habe und zusammen mit der Vertiefungsrichtung Photogrammetrie dachte, ich wäre der Superkandidat für Firmen wie TomTom
Mein Werdegang nach dem Studium:
1. Vermessungsbüro in dem ich auch meine Diplomarbeit geschrieben habe (Entwicklung einer Datenschnittstelle zwischen 2 Gis-Systemen die dort mehrere Jahre im Einsatz war). Dort neben hin und wieder auch die üblichen Tätigkeiten als Vermessungsingenieur hauptsächlich Systemadministration und Entwicklung einer AUftragsverwaltung.
2. Softwareschmiede in der ich ein neues Produkt aus dem Boden gestampft habe, erst allein, später mit 2 weiteren Entwicklern quasi als Projektleiter. Thema war Bauphysik bzw. Energiepässe für Wohn- und Geschäftsgebäude.
3. Softwareschmiede in der ich mich mit 4 Kollegen um die Pflege eines Arztinformationssystems kümmere (also Abrechnung von Ärzten mit den Krankenkassen, Patientendaten verwalten,....) (mein aktueller Job und hoffentlich auch noch lange mein Job  )
Jede einzelne der 3 Stationen hat mich ca. 5 Jahre "gekostet" - also nichts mit Jobhopping und zumindest die beiden letzten Stationen fachlich völliges Neuland. Von meinem Studium kann ich außer den mir selbst beigebrachten Pascal/Delphikenntnissen so gut wie gar nichts mehr nutzen - ist für mich aber auch nicht tragisch. Die Einarbeitung in neue Themenbereiche waren hin und wieder anstrengend, aber durchaus machbar und interessant.
Mein Rat: ein Umweg kann dich manchmal schneller zu deinem Wunschziel bringen als der direkte Weg! Daher auch meine Theorie: Es ist weniger wichtig was du studierst, sondern mehr was Du daraus machst!
Und was Du jetzt studieren sollst: Keinen Plan. Ich weiß nicht wie das aktuell Menschen sehen die andere einstellen, aber ich bezweifle dass es sich gut macht, wenn 3 (oder werden es bei dir vielleich auch noch 4) verschiedene Studiengägne im Lebenslauf stehen (auch klar: Nach 5-6 Berufsjahren spielt das keine Rolle mehr).
Daher: Prüf dich selbst nochmal. Sprich mit Professoren. Versuch Praktikas/Ferienjobs zu bekommen und damit auch Kontakte in die Wirtschaft und schau ob Du nicht doch dein aktuelles Studium voll durch ziehst um damit als "Quereinsteiger" später eine Niesche findest in der Du dich wohl fühlst....
Grüße und viel Erfolg!
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FaTaLGuiLLoTiNe
      
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Verfasst: Mo 08.06.15 11:40
Mitmischer 1703 hat folgendes geschrieben : | Obwohl ich mittlerweile akzeptiert habe, mich entweder für den Bereich Mathe/Info/Physik oder Bio/Medizin entscheiden zu müssen, wäre es trotzdem cool, beides vereinen zu können. |
Vielleicht solltest du dir mal den Studiengang 'Medizinische Informatik' ansehen, der z.B. an der Fachhochschule in Dortmund angeboten wird.
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Ralf Jansen
      
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Verfasst: Mo 08.06.15 12:13
Nur ein Gedanke nebenher.
Bio-Mathe-Informatik-ETechik sind ja gleich vier Wünsche auf einmal. Da was passendes als Studium zu finden wird möglicherweise nicht ganz einfach sein und dann auch noch zu verhindern ein absolutes Nischenfach zu erwischen hoch. Du solltest nicht davon ausgehen genau das später im Berufsleben zu machen. Entweder weil sich der Markt ändern oder auch ganz einfach weil sich deine persönlichen Interessen ändern und du was anderes machen willst. Möglicherweise steckt auch ein Unternehmer in dir und du schaffst dir deinen Arbeitsbereich selbst. Insofern würde ich eher dazu raten etwas allgemeineres zu studieren als irgendein Spezialstudium in einem Spezialfach an einer Spezialuni  Das solltest du nur tun wenn du mit der Sicherheit "das und nur das, nix anderes will ich" durch die Gegend rennst. ETechnik oder technische Informatik sind da eine gute Basis um sich anderes offen zu halten.
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FaTaLGuiLLoTiNe
      
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Verfasst: Mo 08.06.15 12:22
Ich glaube nicht, dass Medizinische Informatik nur irgendein Spezialstudium in einem Spezialfach an einer Spezialuni darstellt. Es gibt soweit ich weiss in Deutschland durchaus eine 2-stellige Anzahl an Hochschulen, die diesen Studiengang anbietet.
Soweit ich weiss ist das einfach angewandte Informatik mit einem Fokus auf bildgebende Verfahren, Verwaltungsvorgänge in Praxen und Kliniken u.ä. Also durchaus etwas, was man auch mit gutem Gewissen auf eine Bewerbung schreiben darf, wenn man sich für einen Entwickler-Job ausserhalb des medizinischen Bereichs bewirbt - eigene Erfahrungen habe ich allerdings nicht, deshalb auch nur der Vorschlag, sich über diesen Studiengang mal genauer zu informieren.
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Ralf Jansen
      
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Verfasst: Mo 08.06.15 12:31
Zitat: | Ich glaube nicht, dass Medizinische Informatik nur irgendein Spezialstudium in einem Spezialfach an einer Spezialuni darstellt. |
Kan ich nicht beurteilen. Mein Beitrag war auch nicht als Antwort auf deinen Hinweis mit der Medizinische Informatik gedacht sondern allgemein gemeint.
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FaTaLGuiLLoTiNe
      
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Verfasst: Mo 08.06.15 12:34
Okay, dann nichts für ungut. 
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Mathematiker
      
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Verfasst: Mo 08.06.15 16:58
Hallo,
Mitmischer 1703 hat folgendes geschrieben : | Abschließend eine Frage speziell an Mathematiker: Wie ist der Lehrerberuf?
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Kennst Du "Fack ju Göhte"? Ganz so ist es nicht, aber die 1.Hälfte des Films (nicht das schleimige Ende des Films) kommt der Realität schon nah.
Ich würde so gern einmal "Chantal, heul' leise" ( www.youtube.com/watch?v=O5aozPTbMUA) sagen, aber ich habe keine Chantal und will meinen Job ja auch behalten.
Eine umfassende Antwort ist nicht möglich. Es gibt Vorteile und Nachteile, wie in jedem anderen Beruf.
Vorteile sind z.B. in den meisten Bundesländern ein relativ vernünftiges Gehalt (nicht in Sachsen!!!), ein relativ sicherer Job und die Möglichkeit, einen Teil der Arbeitszeit individuell zu regeln. Natürlich gibt es auch etwas mehr Urlaub, jedoch bei weitem nicht so viel, wie i.A. geglaubt wird.
Zusätzlich kann man sicher sein, dass kein Tag wie der andere abläuft. Wenn du tägliche Überraschungen magst, bist du im Lehrerjob richtig.
Wichtig ist aber, dass du einige Voraussetzungen mitbringst.
1. fachliche Kompetenz, d.h. den zu unterrichtenden Stoff musst du im Schlaf beherrschen, am Besten noch wesentlich mehr
2. sprachliche Fähigkeit, d.h. ein Logopäde sollte vor(!) dem Studium sein Ok geben. Du sprichst in dem Job extrem viel und leider fallen einige "Junglehrer" nach kurzer Zeit aus, da sie es stimmlich nicht mehr schaffen
3. schauspielerische Fähigkeiten und Kreativität, da es heute nicht mehr darauf ankommt, Stoff zu vermitteln, sondern die Kids zu bespaßen. Jede Unterrichtsstunde ist ein "Ereignis".
4. Humor und Selbstironie, sonst stehst du nicht einmal ein Jahr durch
5. Glaube an das Gute im Menschen (das nur noch nicht sichtbar ist), sonst verkraftest du die permanenten Gemeinheiten der Schüler und Kollegen(!) nicht
6. Toleranz, Toleranz und nochmals Toleranz.
Nachteile des Jobs sind, dass du den teilweisen idiotischen Ideen der Kultusminister usw. hoffnungslos ausgeliefert bist. Je nach Schulart bist du auch nur noch "Schüleraufbewahrer" und Sozialarbeiter.
Die Arbeit endet nie! Du kannst nicht alles schaffen, gleichgültig wie viel Mühe du dir gibst. Das richtige Maß zwischen Notwendigem und Überflüssigem zu finden, ist die große Kunst.
Großes Problem ist im Moment, dass zwar behauptet wird, die Länder würden viele(?) Lehrer einstellen, was aber nicht stimmt. Eine Festanstellung ist schwierig zu bekommen.
Und nicht zu vergessen: Sitzen 30 Schüler/innen vor dir (weniger sind es kaum noch), so hast du auch noch 60 Elternteile, viele Großeltern, Tanten, Onkel, ... und vor allem mindestens 5 Anwälte als "Gegner". Denn schließlich waren die alle einmal in der Schule und wissen es daher besser. Aber daran gewöhnt man sich.
Benötigst du für dein Ego gesellschaftliche Anerkennung, dann bist du allerdings im Lehrerjob falsch. Nach der allgemeinen Meinung bist du als Lehrer nämlich faul, unfähig, bösartig, ... und was es sonst noch an negativen Eigenschaften gibt. D.h., ein wenig oder auch mehr Masochismus hilft.
Ansonsten ist es kein schlechter Beruf. Mitunter macht es Spaß. Manchmal hat man sogar richtige Höhepunkte, auf die man stolz ist.
Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften werden in den nächsten Jahren dringend gebraucht; nach 5 Jahren Studium und 2 Jahren Referentariat. Gegenwärtig und in naher Zukunft werden Lehrer für Mathematik, Physik, Chemie und Biologie gebraucht. Informatik-Lehrer sind nicht so begehrt.
Beste Grüße
Mathematiker
_________________ Töten im Krieg ist nach meiner Auffassung um nichts besser als gewöhnlicher Mord. Albert Einstein
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Xion
      

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Verfasst: Mo 08.06.15 20:35
Mitmischer 1703 hat folgendes geschrieben : | Wie sieht euer Arbeitsalltag aus? Woran arbeitet ihr? Habt ihr Spaß an euer Arbeit und warum bzw. warum nicht? Inwiefern geht ihr in eurer Arbeit auf? Was gibt euch eure Arbeit zurück - nehmt ihr nur das Geld, die guten Arbeitszeiten, Sicherheit oder hat die Arbeit einen tieferen Sinn für euch? |
Die Aussichten für gute Informatiker auf dem Arbeitsmarkt sind blendend. Deine Fragen kann ich dir allerdings nicht beantworten, denn es kommt ganz darauf an, welchen Job du dir aussuchst. Im Prinzip ist auch die Studienrichtung dabei nicht so wichtig.
Mitmischer 1703 hat folgendes geschrieben : | 1. Später in der Softwareentwicklung zu landen. [...] weil es zum einen eine sehr friemelige Arbeit ist (viel Debugging, Bibliotheken zusammensuchen, mit CMake schimpfen) [...] aber das ändert nichts an dem Gefühl, so wenig zu bewegen. |
Wenn man mit CMake arbeitet, dann muss man schimpfen, das gehört dazu  Wenn du kein Software-Entwickler werden willst, dann brauchst du das ja nicht. Viel bewegen kannst du aber dennoch...wobei sich die Frage stellt, was du darunter verstehst.
Mitmischer 1703 hat folgendes geschrieben : | 2. Irgendwie hat die Informatik für mich ein bisschen was vom Elfenbeinturm - ich habe nicht wirklich eine Vorstellung, was man mit Informatik macht. Zumindest die theoretische Informatik scheint nur für sich selbst da zu sein. |
Theoretische Informatik ist im Prinzip Grundlagenforschung und gehört eher zur Mathematik. Außerdem lernt man dort sauberes Arbeiten und Argumentieren. Ich habe in der theoretischen Informatik meine Bachelorarbeit geschrieben. Das Thema war sehr praxisnah (Routing-Algorithmen programmieren, verbessern etc) und mega spannend. Wenn du theoretische Informatik nicht magst, brauchst du ja nicht in diesem Bereich zu arbeiten.
Wenn du Medizin-Informatik studierst, dann hast du das Problem, das viele "Bindestrich"-Studiengänge haben. In einer größeren Firma sitzt ein Mediziner neben dir, der viel mehr drauf hat als du. Und auf der anderen Seite sitzt der Informatiker, bei dem es das selbe ist. Du bist dann eher mit Kommunikation beschäftigt, da sich beide nicht verstehen
Ich bekomme nächsten Monat mein Abschlusszeugnis und habe vor kurzem angefangen zu Arbeiten. Folgende Ratschläge kann ich dir geben, wenn es um dein Studium geht:
- Das Studium dauert mindestens 5 Jahre, eher länger. Egal was du studierst, die Vorteile im Beruf rücken in weite Ferne, wenn du im dritten Semester in einer mega schweren Vorlesung sitzt und außerdem noch zwei Vorlesungen aus dem ersten Semester bestehen musst.
- Wichtig ist deshalb, dass du Spaß an dem Studienfach hast. Dann fällt dir nicht nur das Studium leichter, sondern du investierst vielleicht etwas mehr Aufwand als notwendig. So kannst du Erfahrung sammeln (z.B. in der Programmierung ganz wichtig) und hast einen erheblichen Vorteil bei der Jobsuche gegenüber anderen Berufseinsteigern.
- Wenn du Informatik studierst, dann heißt das nicht, dass du deswegen nicht im Medizin-Bereich arbeiten kannst. Du kannst neben deinem Studium leicht noch zusätzliche Vorlesungen besuchen, die dich interessieren.
- In der Informatik sind die Jobangebote vielfältig. Du kannst in der Forschung/Lehre an der Uni arbeiten, du kannst einer kleinen Software-Schmiede beitreten und dann einen großen Einfluss auf deren Zukunft haben. Du kannst in die Beratung gehen und dickes Geld verdienen. Du kannst auch als Projektleiter arbeiten. Genauso kannst du natürlich auch in die Automobiltechnik oder Raumfahrttechnik wechseln, vor allem wenn du dir nebenher noch etwas Elektrotechnik-Kenntnisse angeeignet hast. Du kannst bei der Polizei arbeiten und Data Mining betreiben (die wollten mich leider ohne praktische Erfahrung in diesem Bereich nicht haben  ).
- Diese Misch-Studiengänge sehe ich etwas kritisch. Entscheide dich für eines von beiden und besuche zusätzlich noch ein paar Vorlesungen des anderen Studienganges. Dann hast du ordentliche Kompetenz und kennst dich aber auch in dem anderen Gebiet aus.
- Deine mehr philosophischen Fragen etwas zu bewegen und die tiefere Erfüllung im Beruf kannst nur du selbst beantworten. Vielleicht kommst du ja auch zu dem Schluss, dass es besser ist, einen kleinen Bauernhof irgendwo in den Bergen aufzubauen.
Edit:
Hier in Ilmenau gibt es den Studiengang Biomedizinische Technik (BMT), Bachelor sowie Master. Der Studiengang umfasst etwas Medizin, Elektrotechnik, Signalverarbeitung und Informatik. Die Überschneidung mit Informatik ist insbesondere im Bereich künstlicher Intelligenz, maschinelles Lernen...Roboter bauen eben  Wenn du dann noch an der Uni bleibst und etwas Lehre machst, dann hast du sogar den Lehrer-Beruf noch dabei.
Was noch zu erwähnen ist: Das Informatik-Studium deckt einen großen Bereich ab. Von der Computergrafik über Künstliche Intelligenz, Hardwarenahe Programmierung (z.B. Quadrocopter), Softwaretechnik, Netzwerktechniken, Sicherheit und Datenbanken bis hin zu Robotertechnologien (Bildverarbeitung & KI) und Theoretischer Informatik. Du wirst garantiert am Ende des Studium erst wirklich wissen, was dich interessiert.
_________________ a broken heart is like a broken window - it'll never heal
In einem gut regierten Land ist Armut eine Schande, in einem schlecht regierten Reichtum. (Konfuzius)
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Verfasst: Di 09.06.15 12:42
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